Voll im Trend

Herr Pramann, Wandern hat sich zu einer Trendsportart entwickelt. Warum denken Sie, ist Wandern wieder so beliebt geworden?

Ulrich Pramann: Wandern ist so beliebt, weil es so einfach ist. Wir leben ja in einer Welt, in der alles sehr kompliziert ist. Zum Wandern

hingegen braucht es nicht viel: einen Anfangs- und einen Endpunkt und schöne Natur. Es braucht nicht viel Vorbereitung und jeder kann

es machen. Mittlerweile hat sich auch das typische Wanderbild gewandelt; Wandern ist sexy. Die Wandermode ist nicht mehr spießig,

sondern attraktiv.

 

Sie sagen: „Jeder kann wandern". Was muss ich als Wandereinsteiger alles beachten?

Das Wichtigste ist, sich nicht zu überfordern. Alles über eineinhalb Stunden zählt als Wandern. Am besten sucht man sich eine reizvolle,

abwechslungsreiche Strecke raus, mit einem schönen Ziel. Das ist auch mit Kindern sehr empfehlenswert. Erlebnisse unterwegs minimieren

die Quengelei.

 

Sie scheinen selbst eine echte Sportskanone zu sein. So sind Sie bereits Marathons gelaufen, betreiben Nordic Walking und

Skilanglauf. Was fasziniert Sie so am Laufen und Wandern?

(lacht) Ja, das mit der Sportskanone war einmal. Es ist ein wunderbares Gefühl sich zu bewegen. Dabei kann man wunderbar vom Alltag

abschalten und nachdenken. Schon die Philosophen früher sind in Wandelhallen umher. In einem bewegten Körper ist der Geist frischer.

Unterwegs sind meist auch gute Gespräche möglich. Was hinzu kommt: Beim Wandern werden die Bedürfnisse runter geschraubt und

man fokussiert sich auf das, was man wirklich braucht. Man tut etwas für sich.

 

Verraten Sie, was sich in Ihrem Wanderrucksack befindet?

Ein Fotoapparat, Nüsse zum Knabbern zwischendurch, eine Käse- oder Schinkensemmel, etwas zu Trinken, am besten Wasser, und eine

Wanderkarte. Ich bin noch analog, finde mich mit einer Karte besser zurecht als mit einem Navi. Das Wetter schaue ich vorher immer online

nach, sodass ich mich dementsprechend ausgerüstet bin.

 

In Ihrem Magazin „Wanderbares Deutschland“ stellen Sie die schönsten Wanderziele vor. Nach welchen Kriterien werden die

Ziele ausgesucht?

Die Anforderungen der Wanderer an die Qualität der Wanderwege sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Wanderer wünschen

abwechslungs- und aussichtsreiche Wanderwege in natürlicher Umgebung, eine zuverlässige Markierung sowie eine gute Infrastruktur

am Wanderweg. Wir orientieren uns also stark am Deutschen Wanderverband, der Qualitätswanderwege zertifiziert. Die werden nach

32 Kriterien beurteilt, beispielsweise die Wegführung, Belag, Naturattraktionen, Sehenswürdigkeiten am Wegesrand. Mittlerweile gibt

es in Deutschland weit über 150 Qualitätswege - und es kommen immer mehr dazu.

 

Können Sie eine Wanderroute im Ostallgäu empfehlen?

In Seeg führt ein wunderschöner Wanderweg hinauf auf die Alpe Beichelstein. Ein schönes Ziel, nicht so weit, man kann da gut essen.

Auch Kinder haben unterwegs ihren Spaß.

 

Und in welchen Regionen gehen Sie gerne wandern? Was sind Ihre Lieblingsziele?

Ach, wir haben so viele wunderbare Wege. Um nur ein paar Höhepunkte zu nennen: den Lechweg, der vom Vorarlberg ins südliche

Allgäu führt, der Malerweg in der sächsischen Schweiz. Kürzlich war ich auch auf dem Fränkischen RotweinWanderweg und dem Rheingauer

Klostersteig – richtig klasse! Es ist immer reizvoll, unterwegs Regionales zu genießen.

 

Apropos Genüsse: Wie sieht für Sie der perfekter Wandertag aus?

Mit der Familie oder Freunden macht Wandern am meisten Spaß. Ich wache also morgens in einem sehr schönen Hotel auf. Viele haben

sich längst auf die Bedürfnisse von Wanderern abgestimmt, großes Frühstücksbüffet und so. Die Etappe ist idealerweise abwechslungsreich

und nicht zu lang. Mit der Aussicht auf ein kühles Bier wandert es sich besser. Nach der Wanderung sollte Zeit sein, die Seele baumeln zu

lassen. Ein weiterer Höhepunkt: das Abendessen. Und schließlich stimmt es ja: wer seinen Körper tagsüber ein bisserl gefordert hat, schläft

meist richtig gut.